Frank Thannhäuser

Intendant

Musical-Zeitung.de: Sie haben einen engen Bezug zum „Musical“, haben Sie doch 39 teilweise namhafte Musicalstoffe wie „Fame“ oder „Hair“ ins Deutsche übersetzt. Was ist für Sie das Besondere am Genre Musical?

Frank Thannhäuser: Für mich ist diese Verbindung von Schauspiel und Musik einfach eine schöne Sache. Ich finde, man hat da einfach ein großes Unterhaltungspotential- gerade wenn es eine gute Geschichte ist wie bei den ganzen Klassiker. Es macht auch Spaß, die Geschichte auf lyrische Art zu erzählen und nicht nur im Dialog.




 

Frank Thannhäuser Foto: Imperial Theater

Musical-Zeitung.de: Wie nähert man sich als Übersetzer einem Musical, das in der
englischen Originalsprache vorliegt? In wie weit muss man einen besonderen Zugang
zum Stoff haben, um den Charakter der Vorlage zu erhalten?

Frank Thannhäuser: Also erst einmal ist es bei mir immer so gewesen, dass ich das Glück
hatte, mir die Musicals aussuchen zu können. Bevor ich irgendwie gefragt habe, ob ich die
Übersetzung machen kann- weil der Impuls auch oft von mir ausging – hatte ich oft auch
schon eine Verbindung zu dem Stück, weil ich die Geschichte toll fand, weil ich die Musik
toll fand oder das Musical einfach vorher schon im Original gesehen habe. So ein
Begeisterungspotential hilft schon beim Stoff. Es ist durchaus schon einmal vorgekommen,
dass ich von den Verlagen Vorschläge bekommen habe und ich gesagt habe: „Nein, das ist
gar nicht so mein Stück. Das möchte ich nicht machen.“ Wenn ich der Meinung bin, dass es
mir nicht liegt, dann mache es auch nicht. Mir macht die Übersetzerei zum größten Teil, also
zu 99 Prozent, total viel Spaß. Aber den habe ich nur, wenn ich das, was ich machen soll,
auch gerne mache. Wenn ich etwas einfach nur machen muss, ist es bei mir so ein bisschen
zäh. Und dann mache ich es nicht. Ich habe zum Beispiel die Übersetzung von „Next to
normal“ abgelehnt, obwohl es ein tolles Stück ist. Aber es ist absolut nicht mein Thema.

Musical-Zeitung.de: Sie sind nur Musicalübersetzter, sondern auch Autor eigener
Revuen wie „Hot Stuff“ oder „Hossa“. Die Schlagerrevue wurde in einem Zeitraum von
mehreren Jahren immer wieder gerne gezeigt und gesehen. Sie haben selbst auf der
Bühne gestanden. Was für eine Erfahrung war es für sie, als Darsteller einer
Musiktheaterproduktion Leben einzuhauchen?

Frank Thannhäuser: Schauspieler ist ja mein eigentlicher Beruf. Insofern habe ich den auch
gewählt. Schauspieler und Musicaldarsteller gehen für mich einher. Ich mag es nicht gerne
trennen. Natürlich braucht man für bestimmte Stücke bestimmte Fähigkeiten. Das ist ganz
klar. Aber die Basis sollte schon für alle gleich sein. Man sollte also nicht sagen: „Die können
toll tanzen, aber nicht spielen.“ Und schon gar nicht bei den Stücken, die wir gemacht haben.
Bei „Cats“ ist es vielleicht eine andere Geschichte. Wenn man da nicht tanzen kann, hat man
– glaube ich – verloren. Für jedes Stück gibt es eben eine andere Besetzung. Man kann nicht
so pauschal sagen: „Das ist was für Musicaldarsteller.“ Man muss immer gucken, was die
einzelne Figur mitbringen muss. Es nützt nichts, wenn ich einen durchschnittlichen
Schauspieler, der aber gut tanzt und mittelmäßig singt mit einer Rolle besetzte, wo er nicht
viel spielen muss. Das wäre dann Quatsch. Umgekehrt wäre es genauso: Wenn ich einen
guten Schauspieler habe, der aber ganz miserabel tanzt, dann hat der bei „Cats“ nichts
verloren. Punkt. Das ist einfach so. Deswegen finde ich diese Pauschalisierung immer ein
bisschen schwierig. Und daher habe ich diese Pauschalisierung weder bei mir noch bei
anderen vorgenommen.

Musical-Zeitung.de: Seit etwa nunmehr acht Jahren haben Sie dem „Musical“ und den
Musikrevuen den Rücken gekehrt und das Imperial Theater zum größten Krimitheater
des Landes gemacht. Sie arbeiten beflissen und erfolgreich als Übersetzer und Regisseur
bei den Krimi-Produktionen, die im Imperial Theater gezeigt werden. Wie schafft man
es, bei großen Krimiklassikern von Edgar Wallace oder Agatha Christie, die dem
Publikum schon als Verfilmung bekannt sind, die Spannung und den Nervenkitzel zu
erhalten?

Frank Thannhäuser: Erst einmal ist es ja so, dass viele Leute die Titel kennen. Da gebe ich
ihnen komplett recht. Aber bei der Titelfülle ist es so, dass man bei Edgar Wallace oder
Agatha Christie – das waren ja beide keine faulen Autoren – oft den Titel auf dem Schirm hat,
aber nicht mehr weiß, wer der Täter war. Es kommt natürlich auch vor, dass die Leute noch
wissen, wie es sich auflöst. Aber oft vergessen die Leute das auch wieder mit der Zeit. Bei
den Edgar Wallace Krimis antworten die Leute oft, wenn man sie fragt: „Ja, der Kinski
war’s.“ Aber der hat gar nicht in so vielen Wallace-Krimis mitgewirkt, wie man denkt. Auf
jeden Fall war er längst nicht bei jedem Wallace-Krimi dabei. Und er hat auch nur wenige
Male den Täter gespielt. Ich glaube, insgesamt nur zwei Mal. Man denkt aber, er war es
grundsätzlich. Von daher verschwimmt es in der Erinnerung mit der Zeit. Zum anderen ist es
auch so, dass die Filme oft anders sind als die Originalbücher. Und wir arbeiten nur nach den
Originalstoffen. Also es gibt für uns keinen Hinderungsgrund, bekannte Krimistoffe auf die
Bühne zu bringen.



Musical-Zeitung.de: Nach sehr langer Zeit wenden Sie sich im kommenden Jahr wieder
dem „Musical“ zu und inszenieren „Ein Käfig voller Narren“ im Ohnsorg Theater. In
wie weit flammt bei Ihnen allmählich die alte Begeisterung für das „Musical“ wieder
auf, und in wie weit brennen Sie schon längst darauf, wieder mit einem Musicalstoff
arbeiten zu können?

Frank Thannhäuser:
Ich bin komplett verrückt danach! Ich freue mich dermaßen, dass ich
das machen darf. Das Stück wollte ich schon lange, lange, lange machen, weil ich es einfach
sehr gerne habe. Ich finde die Gelegenheit toll, das auf Plattdeutsch zu machen. Das ist ganz
klasse, weil es ein ganz neuer „Angang“ ist für das Stück. Ich finde es toll, dass ich das im
neuen Ohnsorg Theater machen darf. Ich finde auch toll, dass ich so eine tolle Besetzung
bekomme für die Inszenierung. Ich bin mega-begeistert, dass es nächstes Jahr auf mich
zukommt. Ich würde am liebsten jetzt schon anfangen. Ich habe auch schon die Bearbeitung
gemacht und die Kostümentwürfe schon fertig und werde demnächst an die musikalische
Arbeit gehen. Ich freue mich schon richtig doll darauf. Es ist eine ganz tolle Gelegenheit für
mich.

Musical-Zeitung.de: Im Imperial Theater haben Sie vor mehr als zehn Jahren schon
sehr gelungene Inszenierungen bekannter Musicals gezeigt. Die „Rocky Horror Show“
war der „Knaller“ zur Jahrtausendwende. Aber einige Träume haben Sie sich noch
nicht erfüllt. Sie wollten das Musical „Baby“ auf die Bühne bringen. Das haben Sie
bisher noch nicht gemacht. Wie sieht es mit neuen Musicalproduktionen im Imperial
Theater aus?

Frank Thannhäuser:
Wir werden hier im Hause wahrscheinlich kein Musical mehr machen,
weil wir mit der Krimischiene unser Publikum gefunden haben und es heutzutage von der
Größer her auch nicht mehr machbar ist. Es wird vielleicht zu irgendeinem Jubiläum noch mal
eine Produktion geben, die das Ganze miteinander verbindet, aber das ist dann eher eine
Sache, die man sich selber schenkt und die man nicht macht, um damit Geld zu verdienen. Da
ist das im Ohnsorg Theater schon von der Anzahl der Sitzplätze her ein bisschen einfacher als
bei uns. Diesen Zahn muss man sich einfach mal ziehen. Bei uns wird das nicht mehr
vorkommen.

Musical-Zeitung.de: Aber „ Die Rocky Horror Show“ war doch damals ein Renner.

Frank Thannhäuser:
Ja, aber das Musical hat auch damals wirklich viel gekostet. Die
Produktion der Rocky Horror Show hat achtzigtausend D-Mark gekostet. Das war Wahnsinn für
die damalige Zeit. Das muss man erst einmal wieder einspielen. Auch die
Tantiemenvorschüsse sind unglaublich hoch. Bei der Rocky Horror Show haben wir
zusätzlich zu den Produktionskosten noch einmal fünfzigtausend Pfund Tantiemenvorschuss
zahlen müssen. Das ist heute überhaupt nicht mehr denkbar. Die Konditionen für die Stücke
werden nicht günstiger, die werden eher schlimmer. Und insofern denke ich heute nicht mal
mehr im Traum daran. Das Krimipublikum dankt es uns ja auch. Wir hatten bei „Die toten
Augen von London“ eine Auslastung von durchschnittlich dreiundneunzig Prozent gehabt.
Und die haben wir mit den Musiktheaterproduktionen nur selten erreicht, vielleicht mit
„Grease“ und vielleicht mit „Hossa“. Aber entsprechend mehr haben die Produktionen auch
gekostet. Von daher wäre das Kamikaze, wenn man plötzlich wieder meinen würde, man müsste
Musical spielen. Abgesehen davon sind die guten Stücke sowieso schon alle blockiert von den
großen Unternehmen. Die Konjunktur hat sich außerdem verändert und die Kosten, die ein
Musical verursacht, sind einfach auch gestiegen. Und die kann ein kleines Haus nicht mehr
auffangen. Wir werden ja nicht subventioniert, und warum soll ich soviel Geld riskieren? Die
Frage muss man sich einfach stellen, wenn es das eigene Geld ist. Das muss man sich
besonders dann fragen, wenn man nicht so eine große Produktion wie „Ein Käfig voller
Narren“ zeigt, die schon ein bestimmtes Renommee mit sich bringt und bei der man weiß,
dass es funktioniert.



Musical-Zeitung.de: Das Imperial Theater bietet Vielfalt in Bezug auf Krimis. Sie haben
eine Reihe von Edgar Wallace Krimis gezeigt. Der Klassiker „Die Mausefalle“ von
Agatha Christie durfte in Ihrem Haus wegen des großen Erfolgs sogar eine
Wiederaufnahme erleben. Nun stehen aktuell „Mitternachtsspitzen“ und Jerry Cotton
auf dem Programm. Sind Sie nun etwa Edgar Wallace-müde geworden?

Frank Thannhäuser:
Ich bin gar nicht Edgar Wallace-müde geworden. Man muss das
Programm nur ein bisschen bunter gestalten, sonst müsste man sich umbenennen in Edgar
Wallace Theater. Ich sage es immer so: Der nächste Edgar Wallace kommt bestimmt. Und der
Jerry Cotton war für uns eine gute Möglichkeit, zum zwanzigjährigen Jubiläum mal etwas
Anderes zu machen, weil es eben eine Uraufführung ist, weil das Buch hier im Hause
entstanden ist und weil es ein Thema ist, das noch kein anderer angepackt hat. Insofern ist es
eine interessante Sache. Und die ermöglichen uns letztendlich die Edgar Wallace-Stücke.
„Mitternachtsspitzen“ ist ein Stück, das wir genau wie „Gaslicht“ so dazwischen streuen.

Musical-Zeitung.de: Als Hörspielsprecher haben Sie bei der kriminalistischen Kultserie
„Die drei ???“ die Junior-Detektive Justus, Peter und Bob mit gleich zwei Figuren
konfrontiert, denen Sie Ihre Stimme geliehen haben. Das war damals für Sie Neuland.
Wie haben Sie den Ausflug in das Hörspiel-Genre erlebt?

Frank Thannhäuser:
Ich fand es super. Das hat sehr, sehr viel Spaß gemacht. Und für mich
war es ein ganz toller Augenblick, weil es die Serie „Die drei Fragezeichen“ schon gab, als
ich ein Jugendlicher war. Und die Sprecher der drei Detektive sind heute etwa genauso alt wie
ich. Man ist damit groß geworden und plötzlich sitzt man neben den Leuten im Studio und
hilft, die nächste Folge herzustellen. Für mich war das immer ganz hoch angesetzt, einmal bei
den Drei Fragezeichen dabei zu sein. Ich hätte im Herbst wieder dabei sein können, aber ich
war im Ausland und konnte zum Aufnahmetermin nicht in Hamburg sein. Das war schade.
Aber wenn Frau Körting wieder anruft, stehe ich sofort auf der Matte. Das ist eine sehr, sehr
angenehme Atmosphäre im Studio und ich hatte nicht das Gefühl, einen Leistungsdruck zu
haben. Es sind nette Leute, und die Sprecher sind klasse. Es ist auch nicht so, dass man mich
nicht schon vorher von diesem Theater gekannt hätte. Frau Körting, die das Ganze betreut
und André Minninger, der viele Bücher für die Folgen geschrieben hat, sind Stammgäste bei
uns.

Musical-Zeitung.de: Beim Publikum haben Sie sich als Schauspieler rar gemacht. Bei
„Polizeirevier Davidwache“ waren Sie in einer kurzen Rolle zu sehen. Reizt Sie als
Schauspieler die Bühne nicht mehr so sehr oder passen die Figuren nicht mehr zu Ihrem
Typ?

Frank Thannhäuser:
Doch schon. Aber ich habe die meisten Krimis letzter Zeit inszeniert.
Und sich selbst zu inszenieren, ist immer ein bisschen dämlich. Das ging bei den Musicals
gut, weil ich da immer noch einen Choreografen hatte, der sich das Ganze noch einmal aus
seiner Perspektive angeguckt hat. Da hat man sich so ein bisschen abgewechselt. Und das ist
beim Schauspiel nicht der Fall. Darum sage ich mir: „Entweder das eine oder aber das
andere.“ Ich bin nun Zweitbesetzung bei „Mitternachtsspitzen“ und habe auch davor bei „Die
seltsame Gräfin“ etwas gespielt. Aber es ist schon weniger geworden. Man kann halt nicht
beides machen.



Musical-Zeitung.de: In wie weit haben Sie schon mal daran gedacht, selbst Krimiautor
zu werden?

Frank Thannhäuser: Ich bin schon längst Krimiautor! Ich habe hier im Haus schon einige
Stücke konzipiert. „Rufmord“ ist von mir, „Fünf Frauen und ein Mord“ ist von mir. Ich stelle
meinen Namen nur nicht in den Vordergrund. Die Bühnenversionen der Edgar Wallace-
Stücke sind auch alle von mir. „Jerry Cotton jagt den New Yorker Ripper“ ist auch von mir.
Es gab die Figur, aber es gibt eben noch kein Buch, das so heißt. Es ist in Zusammenarbeit
mit BasteiLübbe entstanden, weil der Verlag die Rechte an den Figuren hat.

Musical-Zeitung.de: Hamburg ist die große Musicalmetropole in Deutschland. Was ist
es Ihrer Meinung nach, was das Musical so erfolgreich macht?

Frank Thannhäuser: Ich glaube, dass die Gäste, die Musicals frequentieren, auch wirklich
ein bisschen die Flucht aus dem Alltag brauchen. Es ist eine perfekte Flucht aus dem Alltag.
Es ist einfach ein sehr unterhaltsames Medium, oft auch leicht verdaulich. Schauspiel ist zwar
auch Ablenkung, aber nicht so. Sobald Musikstücke oder Ballette darin vorkommen, hat es
einen anderen Unterhaltungswert als ein Schauspiel, bei dem ich mich eventuell noch
konzentrieren muss, um herauszufinden, was wie und warum passiert. Das ist schon ein
wesentlicher Unterschied. Wenn eine große Musikszene abläuft, kann ich mich zurücklehnen
und sie als Augenschmaus an mir vorbeiziehen lassen. Nehmen wir als Beispiel mal „Das
Phantom der Oper“, das ein tolles, unterhaltsames Stück ist. Wenn „Maskenball“ als erste
große Nummer im zweiten Akt abläuft, gibt es null neue Informationen, abgesehen von der
Information, dass Maskenball ist. Also setze ich mich hin, gucke mir an, was passiert. Es sieht
toll aus, und ich bin froh, weil ich abgelenkt bin. Wenn ein Schauspiel abläuft, gibt es
hundertprozentig zu Beginn des zweiten Aktes neue Informationen und ich muss zuhören, um
was es geht. Auch bei „Der König der Löwen“ ist das Opening eine fantastische Sache. Ich
bin da optisch einfach breit und bekomme die einzige Information, dass das Leben ein ewiger
Kreislauf ist. Das reicht auch. In einem Schauspiel habe ich solche Ruhepunkte nicht. Die
kann ein Schauspiel nicht so füllen wie ein Musical. Es dringt anders ins Bewusstsein. Ein
Musical hat einen hohen Entspannungscharakter. Bei „Ein Käfig voller Narren“ hat man die
Nummer „Ich bin, was ich bin“. Das ist eigentlich die Hookline vom Lied, die man schon
nach zwei Sekunden erfasst. Die Nummer dauert aber im Original zehn Minuten.

Musical-Zeitung.de: In wie weit und in welcher Hinsicht hat sich die Theaterlandschaft
Ihrer Meinung nach verändert? Was würden Sie gerne verändern?

Frank Thannhäuser: Ich finde es schade, dass die intensiven Bemühungen im Musiktheater,
kleinere Shows herauszubringen, mittlerweile erstickt sind. Es gab letztes oder dieses Jahr
noch einmal den Versuch, das Musical „Rent“ im Grünspan zu machen, was auch kein
einfaches Stück ist. Es lief einige Male, aber es ist ja nicht gerade ein Dauerbrenner
geworden. Es gab früher mehr Möglichkeiten innerhalb der Szene- zumindest in Hamburg.
Bundesweit gab es auch bei den Staatstheatern mehr Initiative, neue Stücke zu machen. Und
die ist eben teilweise erstickt inzwischen- teilweise durch die großen Häuser. Und der
Kostenfaktor ist zu groß.

Musical-Zeitung.de: Aber im Schmidt Theater werden neue Musicalproduktionen gezeigt.

Frank Thannhäuser: Bei „Die Königs vom Kiez“ würde ich sagen, dass es handgemacht
und maßgeschneidert ist fürs Schmidt Theater – und das ist super. Aber ich glaube nicht, dass
es ein Leben außerhalb des Hauses hätte. Was mir allgemein fehlt, dass vielleicht kleine
amerikanische Stücke mal wieder gezeigt werden. Aber das geht halt nicht mehr. „Memphis“
ist eine Supershow, die hier keiner macht. „Adams Family“ sehe ich auch nirgends. Es gibt
ganz viele Sachen, die einfach da liegen, die aber einfach nicht mehr kommen. Es wird sich
wohl auch nicht mehr ändern, dass die Stadttheater immer dieselben Stücke wie „My Fair
Lady“ zeigen. Die müssen eben auf ihre Abonnenten achten. Was ich ganz klar vermisse, das
ist das damalige Theater des Westens. Das war ein Staatstheater unter Helmut Baumann. Und
die waren damals Vorreiter. Da wurden alle großen Stücke ausprobiert- auch „My Fair Lady“.
Das Theater des Westens und das Metropoltheater sind verkauft worden, und das ist ein
großer Verlust für die Branche. Helmut Baumann war ein großer Impulsgeber, da kann man
ihm überhaupt gar nicht genug dafür danken.

Musical-Zeitung.de: Vielen Dank für das sehr nette Interview und weiterhin viel Erfolg!

Interviewstand: 04/2014