Werner Bauer

Musicaldarsteller

Musical-Zeitung.de: Sie haben den Prof. Abronsius in "Tanz der Vampire" unzählige Male gespielt und das Publikum lange Zeit begeistert. Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Werner Bauer:
Als ich die Rolle 1999 das erste Mal in Wien spielte, war ich Anfang 30, und die große Herausforderung war, einen Menschen darzustellen, der mehr als doppelt so alt war als ich. Das war vor allem eine physische Aufgabe. Wie bewegt sich jemand, der über 70 Jahre alt ist? Dazu kommt, dass der "Professor" nicht nur einfach alt ist, sondern sich ständig in extremen Situationen befindet. So ist er mehrmals auf der Flucht, erschrickt, ist forsch, mutig, agil, usw. aber trotz allem muss er dabei "alt" wirken. Das war die größte Herausforderung, und Roman Polanski legte größten Wert darauf, dass diese Figur niemals jugendlich wirkte! Da ich die physische Erfahrung, ein alter Mann zu sein, nicht aus mir selbst holen konnte, zog ich mich tagelang mit "Miss Marple" Filmen zurück. Ich studierte genauestens alle ihre Gesten und überprüfte, welche ich davon verwenden konnte. Die zweite große Herausforderung der Rolle waren die schnellen Gesangslinien in ALLES IST HELL und in der Bibliothek. Sich die Aufzählung der vielen Autoren zu merken, funktionierte nur durch stures Auswendig-Lernen.

Musical-Zeitung.de: "Tanz der Vampire" wäre ohne den knochigen Tattergreis mit hoher Gesangsstimme wohl nicht so ein Musicalhit geworden. Welche Beziehung haben Sie zu der Figur aufgebaut?

Werner Bauer:
Die Figur ist im Laufe der Jahre und in den verschiedenen Produktionen sowas wie mein alter Ego geworden. Werner und "Professor" vermischten sich durchaus mal. So konnte es passieren, dass ich untertags zu Hause eine typische Professorgeste machte, wenn ich mich erschreckte oder mir etwas nicht passte. Diese Figur ist sicherlich diejenige, die ich am meisten verinnerlicht habe. Schließlich hat sie mich über viele Jahre immer wieder begleitet. Und jedes Mal wenn ich diese Rolle wieder gespielt habe, ist mir der Professor ein Stück mehr ans Herz gewachsen.

Musical-Zeitung.de: Sie wohnen in der deutschen Musicalhauptstadt Hamburg. Warum haben Ihrer Meinung nach die Musicals mit Hamburg so einen guten Standort?

Werner Bauer:
Hamburg ist ideal für Musicals. Erstens ist diese Stadt eine Theaterstadt. Die Menschen lieben ihre Theater und sind immer bereit, sich auf Neues einzulassen. Und zweitens ist Hamburg ein großes touristisches Ziel. Auch das ist gut für das Musical.

Musical-Zeitung.de: Sie haben in "Der Schuh des Manitu" den tollpatschigen Indianer gespielt und auch erfolgreich. Sind Sie der klassische Typ für lustige Figuren?

Werner Bauer:
Ich glaube: ja! Ich lache selbst wahnsinnig gerne und liebe komödiantische Rollen. Die machen mir einfach Spaß. Es gibt kaum Schöneres, als Menschen zum Lachen zu bringen. Allerdings ist Humor auf der Bühne auch harte Arbeit. Das hat viel mit Rhythmus und Tempo zu tun.

Musical-Zeitung.de: Was ist Ihnen als Schauspieler für Ihre Arbeit besonders wichtig?

Werner Bauer:
Die Erarbeitung einer Bühnenfigur ist eine komplexe Angelegenheit und mir ist sehr wichtig, Rollen zu spielen, die “aus Fleisch und Blut” sind. Ich möchte Figuren darstellen, die glaubhaft sind. Dazu muss man sich sehr mit den Figuren auseinandersetzen. Um das gut zu machen, braucht man ein gutes Team. Regisseur, Kollegen und Zeit sind wichtige Bestandteile einer erfolgreichen “Figurenfindung”.

Musical-Zeitung.de: Welches ist Ihr Lieblingsmusical und warum?

Werner Bauer:
FALSETTOS, ein kleines feines Stück, das ich 1996 spielen durfte, A NEW BRAIN, ein sehr witziges und gleichsam trauriges Stück mit toller Musik, LES MISERABLES, einfach tolle Musik

Musical-Zeitung.de: Vielen Dank für das nette Interview!

Interview: 01/2011