Katja Berg

Musicaldarstellerin

Musical-Zeitung.de: In einem früheren Interview haben Sie sich selbst als "bunte Persönlichkeit" beschrieben. In wie weit ist das Ihrer Erfahrung nach auch eine Voraussetzung für den Beruf der Musical-Darstellerin?

Katja Berg: Naja, je bunter die Persönlichkeit desto bunter die Rollen. Eine langjährige Freundin sagte einmal zu mir- sie könne mit kaum jemandem genauso ernsthaft reden wie hemmungslos abfeiern. Das war ein schönes Kompliment.




 

Katja Berg Foto: Sandra Fehr

Musical-Zeitung.de: Mit "My Fair Lady" - so heißt es- hat Ihre Begeisterung für das Musical-Genre angefangen. Was fasziniert Sie so an dem Musical?

Katja Berg: Die Persönlichkeitsentwicklung von Eliza, der Humor in den Dialogen und Liedtexten, der Kampf der Geschlechter, die Liebesbeziehung, gegen die sich beide bis zum Schluss wehren. Ein vielschichtiges Stück mit wunderbarer Musik. Und als Zwölfjährige wollte ich natürlich das Mädchen sein, das sich verliebt und so schöne Kleider tragen darf. So habe ich mich dann zwanzig Jahre später auf meiner Hochzeit gefühlt...

Musical-Zeitung.de: Sie haben einmal festgestellt, dass Sie eine starke Mimik haben. Eine starke Stimme haben Sie natürlich auch. In wie weit ist beides für Sie eine logische Folge des frühkindlichen Drangs, sich ausdrücken zu wollen?

Katja Berg: Das ist die natürlichste Folge dessen was es heißt, schon früh gern im Mittelpunkt zu stehen. Keine Angst zu haben, von Menschen angeschaut und wahrgenommen zu werden. Ich habe in der Schule gern vor der Klasse Gedichte oder Lieder vorgetragen. Mit freiwilligen Referaten oder Kurzvorträgen habe ich meinen Durchschnitt in so manchem Fach retten können. Dazu waren dann auch Mimik, Gestik und die Stimme sehr wichtig. Das habe ich früh begriffen. Auch wenn ich meine Freunde hier und da genervt und so manchen Jungen mit meinem Temperament verschreckt habe.

Musical-Zeitung.de: Ein sehr erfolgreiches Musical ist "Tanz der Vampire". Wann und auf welche Art haben Sie Blut für das Musical geleckt, in dem Sie selbst mitgespielt haben?

Katja Berg: Bereits vor vielen Jahren habe ich Tanz der Vampire in Stuttgart gesehen und mich sofort in die Musik verliebt. Jim Steinman ist ein großartiger Komponist.

Musical-Zeitung.de: Wenn Sie als Zuschauerin in ein Musical gehen, worauf achten Sie bei Ihren Kollegen?

Katja Berg: Ich bin sehr froh, dass ich die Kritikerbrille nach ein paar Minuten ablegen kann wenn ich in ein Theaterstück gehe. Ich lasse mich entweder absolut in die Geschichte fallen oder bin der stille Beobachter, der nicht so recht warm wird. Da bin ich wie jeder "normale" Zuschauer auch. Klar achte ich auf die Stimmführung, die Glaubwürdigkeit und die natürliche Körperlichkeit im Spiel. Aber am Ende bin ich jedes Mal wie ein Kind, das vor einem großen Süßigkeitenregal steht und hofft, dass der Schokoriegel mit Nüssen so gut schmeckt wie er aussieht.

Musical-Zeitung.de: Kann man als erfahrender Bühnenstar noch etwas dazulernen? Was haben Sie von Kolleginnen, Kollegen oder auch durch Regisseure gelernt?

Katja Berg: Erstmal bin ich kein STAR! Dieses Wort verdienen nur Menschen, die über Jahre hinweg große Erfolge gefeiert haben und den Respekt verdienen, ein Star genannt zu werden. Dieses Wort wird besonders im Zeitalter der Casting Shows durch Überbenutzung fast entwertet. Ich lerne von für mich wirklichen Stars wie Meryl Streep oder Barbra Streisand, Shirley Mc Laine oder Beyonce Knowles. Aber auch Kolleginnen wie Carin Filipcic oder Ana Milva Gomes rühren mich mit Stimme und Herz zu Tränen. Von Regisseuren habe ich besonders eines gelernt: Weniger ist manchmal Mehr!

Musical-Zeitung.de: Sie mögen die Figuren, die sich im Laufe des Stückes weiterentwickeln. In wie weit haben Sie sich durch Rollen mit großen Anforderungen persönlich geändert und auch künstlerisch weiterentwickelt?

Katja Berg: Ich habe die SWEET CHARITY geliebt. Die ganze Bandbreite des Spiels wurde mir abverlangt. Vom kindlich naiven und unfreiwillig komischen Mädchen, über die sexy Bartänzerin bis hin zur jungen Frau, deren Welt am Ende dramatisch zusammenbricht. Ich musste lernen, meine Kraft besser einzuteilen. Da war ich am Ende einer jeden Vorstellung so fertig, dass ich in meiner Garderobe fast zusammengeklappt bin. Ich war so glücklich müde- so erfüllt. Das war eine tolle Zeit. Auch Sophie in MAMMA MIA! hat mich verändert. Ich musste mich damals von meinen langen Haaren trennen, habe mich gesanglich zurückhalten müssen. Damals lernte ich viel über Respekt und Demut gegenüber den Autoren, dem Theater. Dafür bin ich heute sehr dankbar. Und bei den VAMPIREN lernte ich wie es sich anfühlt, mit einem Gebiss im Mund klar und deutlich zu singen. Also steht meiner Karriere mit Krückstock und Dritten nichts im Wege!

Musical-Zeitung.de: Vielen Dank für das nette Interview!