Hansi Hinterseer

Sänger und Moderator

Musical-Zeitung: Ihr großer Einstieg in das Musikgeschäft gelang Ihnen vor fast zwanzig Jahren mit einem Auftritt im Musikantenstadl. Gerade sind Sie mit dem Titellied Ihres aktuellen Albums "Heut' ist dein Tag" wieder im Musikantenstadl aufgetreten. Das aktuelle Album hat es in Deutschland und Österreich auf Platz 1 geschafft. Damals waren Sie ein Newcomer, nun sind Sie ein Star. In wie weit erleben Sie vor diesem Hintergrund den Musikantenstadl anders, oder ist es für Sie dem Gefühl nach immer noch dieselbe Sendung?

Hansi Hinterseer: Ja, der Musikantenstadl aus Schladming war 1994 sicher entscheidend. Karl Moik gab mir als ehemaligem Skiprofi damals in seiner Sendung mit meinem ersten Lied eine Chance. Wir kombinierten als Einspielfilm ein Skifahrvideo von mir mit dem Gesangsauftritt und es gab dazu noch ein Interview auf der Bühne – das hat perfekt gepasst. Die Single „Du hast mich heut noch nicht geküsst“ ging dann von 0 auf 1 in den Charts. Da begann das Rad sich zu drehen. Der Musikantenstadl ist dem Publikum und sich selber treu geblieben. Und ich der Sendung. Beim Stadl rennt man nicht jedem musikalischen Trend hinterher. Bei Andy Borg wird heute wie damals schon bei Karl Moik Unterhaltung groß geschrieben. Beide sind wunderbare Gastgeber.




 

Hansi Hinterseer Foto: Nikolaj Georgiew

Musical-Zeitung: In dem Lied "Nur noch an die Liebe glauben" singen Sie "Ich spür' meine Sehnsucht. Darum weiß ich, was ich tu'." In wie weit ist Sehnsucht für Sie eine Art Antrieb?

Hansi Hinterseer: Wenn man etwas wirklich will, gelingt es einem eher, als wenn man nur halbherzig dabei ist. Ich stehe hundertprozentig zu meiner Musik und meiner Bergwelt. Wenn ich das alles nicht tun wollte, würde ich auch nicht auf der Bühne oder vor der Kamera stehen. Das Publikum würde das spüren. Den Leuten kannst Du nichts vormachen, wenn man sich verstellt, kommt man nicht rüber.

Musical-Zeitung: Im kommenden Jahr gehen Sie auf große Jubiläumstour mit über 40 Konzerten in sieben Ländern. Dafür braucht man Kondition. In wie weit profitieren Sie dabei von Ihrer Vergangenheit als Profi-Sportler?

Hansi Hinterseer: Der Sport war die beste Schule überhaupt, vor allem im Umgang mit Erfolg und Niederlage. Die Kondition ist eine Sache, es kommt aber auch darauf an, seine Sache so gut wie möglich zu machen. Das Singen macht mir sehr viel Freude und ich bin dankbar, dass ich nun schon im 20. Jahr so erfolgreich auf der Bühne stehen darf. Das ist eine aufregende, anstrengende, aber vor allem schöne Aufgabe, die ich sehr ernst nehme. Disziplin ist wichtig, dass die Mannschaft, dass das Team hinter einem stehen, dass man gesundheitlich beeinander ist. Aber eine gewisse Lockerheit braucht es auch. Nur wenn alles zusammen passt, dann bist du vorn dabei.

Musical-Zeitung: Mit Ihren Liedern haben Sie immer viel Sonne im Gepäck. Denn bei Ihnen ist fast "jedes Lied wie eine Urlaubsreise". In wie weit ist für Sie Musik auch persönlich eine Erlebniswelt?

Hansi Hinterseer: Ich wünsch' mir, dass jeder, der die Lieder hört, hoffentlich aus dem Alltagstrott heraus kommt und Freude mit der Musik hat. Wenn die Leute in Urlaub fahren, zieht es sie in der Regel ans Meer oder in die Berge. Ich bringe ihnen für einen Abend mit meinen Liedern die Berge nach Haus. Die Tiroler Berge sind einfach schön und die bodenständige Musik beschwingt und berührt die Menschen. Wenn wir mit unserer volkstümlichen Musik daherkommen, bringen wir das Publikum in Urlaubsstimmung. Das ist bei uns Österreichern genau so wie bei den Deutschen, Belgiern und bis hoch nach Dänemark. Wenn man von der Bühne in die fröhlichen Gesichter schaut, das kommt dann zu einem selber zurück. Die Fans geben mir übers Jahr so viel, das ist ein Geben und Nehmen.

Musical-Zeitung: Haben Sie ein Lieblingsmusical?

Hansi Hinterseer: Es es gibt so viele großartige Musicalmelodien, die Jeder gern hört: von Jesus Christ Superstar, Cats über das Phantom der Oper bis hin zu jüngeren Produktionen wie König der Löwen und Tarzan. Da möchte ich mich nicht festlegen.

Musical-Zeitung: Zwei Lieder Ihres aktuellen Albums hat Ihre Frau für Sie getextet. In dem Lied "Lebenslänglich mit dir" heißt es: "Nur mit dir vorwärts geh'n und am Gipfelkreuz steh'n". Das klingt nach "immer weiter und immer höher hinaus". Gibt es für Sie so etwas wie spürbare Begrenzungsfaktoren des Erfolges, oder verdrängt Erfolg auch Grenzen?

Hansi Hinterseer: Wir leben in den Bergen, gehen viel raus in die Natur. Wenn man die Schönheit täglich vor Augen hat, lernt man die Berge, die Almwiesen, die Quellen und Wälder lieben und schätzen. Wenn man nach einer Bergwanderung oben auf dem Gipfel steht, bekommt man Respekt davor, wie groß die Berge und die Welt sind, wie erhaben, und wie klein man selber im Vergleich dazu ist. Das rückt einen zurecht. Ich würde nirgends anders leben wollen. Meine Frau hat vor einigen Jahren ihr Talent entdeckt, sie hat eine richig gute Feder und schreibt wunderbare Texte für mich. Am Gipfelkreuz steh'n hat für uns eine ganz andere Bedeutung als Ihre Interpretation von höher und weiter: Im Sinne von angekommen sein, im Laufe eines gemeinsamen Lebens an Weitblick und Ruhe hinzu gewonnen zu haben. Die musikalischen Grenzen geben die Fans vor und das Radl der Zeit. Ich habe in meinem Leben bisher schon so viel erleben und erreichen dürfen, das kann mir keiner mehr nehmen!



Musical-Zeitung: Sie sind mit Heimatverbundenheit und "im Rhythmus der Jahreszeiten" aufgewachsen. Viele Ihrer musikalischen Erfolge handeln von der Heimat, den Bergen und der Natur. Ein Lied Ihres aktuellen Albums heißt "Ich gehör' den Bergen". In wie weit hat Ihre Heimatverbundenheit Ihrer Meinung nach zu Ihrem Erfolg beigetragen? Sie wecken mit Ihren Liedern schließlich auch Urlaubsgefühle.

Hansi Hinterseer: Die Erinnerung an meine Kindheit gibt mir ein gutes Gefühl. Man hebt nicht ab, wenn man weiß, wo die Wurzeln sind. Es ist wirklich ein tolles Gefühl, besonders auch international, auf großen Bühne und vor so vielen Leuten auftreten zu dürfen. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn’s wieder los geht. Und wenn es sich ergibt, sitze ich heut noch gern mit Tiroler Musikanten beisammen und wir machen Stubenmusik. Beides ist Teil meines Lebens. Ich bin auf der Alm mit den traditionellen Liedern und mit der Faszination, den diese handgemachte Musik auf mich und die Gäste hatte, aufgewachsen. Das sind ganz spezielle Momente, im Großen wie im Kleinen. Ein Sonnenaufgang, ein Sonnenuntergang, ein schönes Panorama, die Stille am Berg tun einfach gut. Mit meinen Liedern versuche ich, die Menschen für die Natur zu sensibilisieren und zu begeistern.

Musical-Zeitung: In wie weit haben Sie schon selbst das Gefühl gehabt, Ihre Heimat durch Ihre Lieder neu zu entdecken?

Hansi Hinterseer: Meine Lieder stehen für Tradition, Brauchtum und Heimat. Das sind Werte, die ich persönlich sehr schätze. Ein musikalischer Komponierer bin ich selber nie gewesen, dafür habe ich ein Team von Profis an meiner Seite, die auch Ideen von mir aufgreifen und umsetzen. Ich bin gern auf Reisen und habe in vielen Ländern Freunde. Das hat mit meiner Karriere als Sportler und als Musiker zu tun. Leben möchte ich jedoch weiterhin nur in Kitzbühel, da wo die Familie ist, wo ich aufgewachsen bin. Ich singe das, was ich spüre - nicht umgekehrt.

Musical-Zeitung: In Ihren Liedern geht es auch um Optimismus. Ein Lied Ihres aktuellen Albums heißt "Geht auch alles gut", in dem Sie singen: "Mach' dir nicht ins Hemd, wenn's vorn und hinten klemmt" und "Tu' einfach so, als geht's dir gut". In wie weit braucht man Ihrer Meinung nach zum Glücklichsein Humor, und wann braucht man dafür Disziplin?


Hansi Hinterseer: Wir sind alle nur Menschen und das Wichtigste ist, dass wir gut miteinander auskommen und dabei das Leben genießen können, jeder so gut er kann und auf seine Weise. Ich bringe gern Menschen zum Lachen und diesen speziellen Moment dann gemeinsam zu genießen, auch das ist Glück. Ich bin ein positiver Mensch. Mit der richtigen Einstellung kann man allem eine gute Seite abgewinnen. Jeder hat in seinem Leben irgendwann eine Glücksphase. Dann kommt es darauf an, was man damit anfängt: Kann man etwas daraus machen oder lässt man es einfach so laufen? Das, was ich mache, ist hinter den Kulissen bei aller Freude im Team und auf der Bühne auch harte Arbeit. Ich bin einfach nur zufrieden und glücklich, wie's ist. Ich genieße einfach den Spaß, den die Musik macht. Ich muss nicht irgendetwas tun, um mich danach toller zu fühlen.

Musical-Zeitung: Danke für die tollen Antworten. Viel Erfolg mit Ihrer Tournee 2014!

Interviewstand: 10/2013